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Persische Teppiche

Das Teppichknüpfen ist ohne Zweifel eine der hervorragendsten Ausdrucksmöglichkeiten iranischer schöpferischer Kraft. Es ist eine Kunst, die sich schrittweise über Jahrtausende im Rhythmus einer uralten Kultur fortentwickelt.  Im iranischen Teppich zeigen sich Menschlichkeit und Demut vortrefflicher Künstler, bei denen die Kunst selbstverständlicher Teil des Lebens ist.  

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German ITC - 1476
2 years ago

Das Teppichknüpfen ist ohne Zweifel eine der hervorragendsten Ausdrucksmöglichkeiten iranischer schöpferischer Kraft. Es ist eine Kunst, die sich schrittweise über Jahrtausende im Rhythmus einer uralten Kultur fortentwickelt.  Im iranischen Teppich zeigen sich Menschlichkeit und Demut vortrefflicher Künstler, bei denen die Kunst selbstverständlicher Teil des Lebens ist.  

Es ist nötig, die Geschichte des Teppichknüpfens im Iran hervorzuheben, weil die Iraner an diesem Kunsthandwerk - das ist unwiderlegbar - den bedeutendsten und reichsten Anteil gehabt haben.

    Es ist anzunehmen, dass der Iran die Heimat des handgeknüpften Teppichs ist. Mit Sicherheit jedoch stammen von dort die schönsten Exemplare überhaupt. Es muss hier auch gesagt werden, dass die Zeichnungen der iranischen Teppiche kunstvoller und feiner ausgearbeitet sind als die der Teppiche anderer Länder, was beweist, welche Perfektion die Kunst des Teppichknüpfens in diesem Land erreicht hat.

      MUSTER 
      Der Phantasiereichtum iranischer Künstler findet in der erstaunlichen Vielfalt der Teppichmuster seinen Ausdruck. In jeder Region sind eigene Muster entwickelt und immer beibehalten worden. Dank dieser Tradition kann man die verschiedenen Herstellungszentren identifizieren.

      Im Gegensatz zu Teppichen anderer Länder finden sich im Dekor persischer Teppiche oftmals menschliche Gestalten, Fabelwesen und Tiere, die sich in einer phantasievollen Märchenwelt zu bewegen scheinen. Die äußerst lebendige Darstellung der Natur unterscheidet den persischen Teppich von anderen. Eine besondere Bedeutung kommt den Bordüren zu, die das Zentralmotiv betonen und das ganze Teppichfeld wirkungsvoll umrahmen. Die Teppichmotive sind meist klein und bis in die geringsten Details sorgfältig ausgearbeitet. Manche unter ihnen erinnern an uralte Glaubenslehren. 

      MATERIAL 
      Die feine weiche Wolle des persischen Fettschwanzschafs ist von hoher Qualität und hat dem iranischen Teppich den Ruf guter Haltbarkeit eingetragen. Diese Wolle wird für den Teppichflor verwendet, vielfach auch ist sie das Material für Kette und Schuss. Für den Flor ist sie im Allgemeinen zweifädig, d.h., zwei gesponnene Wollfäden sind lose umeinander gedreht. Manche Teppiche sind in Seide geknüpft, es sind Kostbarkeiten vermögender Teppichfreunde. 
      Baumwolle, deren Anbau in der Provinz Masandaran, in der Nähe des Kaspischen Meeres sehr erfolgreich betrieben wird, dient meist als Material für Kette und Schuss.

      Die Teppichstruktur ist abgesehen vom Material auch abhängig von den nach jeder Knüpfreihe durchgeführten Schussfäden. Bei einfachem Durchschuss liegen die Kettfäden nebeneinander, bei Teppichen mit doppeltem Schuss liegen die Kettfäden fast übereinander, so dass auf der Rückseite die oberen meist nicht sichtbar sind. Durch diese »Schichtung« erhält der Teppich eine viel dichtere Struktur.

      KNÜPFEN 
      Die Herstellung eines Teppichs beginnt mit dem Befestigen der Kettfäden auf dem Knüpfstuhl. Das ist eine sehr delikate Arbeit, denn alle Kettfäden müssen ganz gleichmäßig gespannt werden, um ein Verziehen des Teppichs zu verhindern. 
      Vor der ersten Knüpfreihe wird zunächst mit den Einträgen mehrerer Schüsse zwischen die Kettfäden ein schmaler sackleinwandähnlicher Rand gewebt, welcher der ganzen Knüpfarbeit Halt gibt.

      Man kennt verschiedene Knotenarten. Die bekanntesten und in Iran gebräuchlichsten sind der Türkische oder der Ghiordes- Knoten und der Persische oder der Senneh-Knoten.


      Der Türkische Knoten 
      Zu Knüpfbeginn lässt man die ersten drei oder vier seitlichen Kettfäden frei, die beim Hin und Her der Schussfäden den schmalen, aber unbedingt notwendigen Seitenstreifen bilden werden. 
      Der Knoten wird so um ein nebeneinanderliegendes Kettfadenpaar geschlungen, dass die Enden des Knüpffadens gemeinsam zwischen den beiden Kettfäden herauskommen; sie werden sofort auf gleiche Länge geschnitten. Der nächste Knoten wird um die beiden folgenden Kettfäden geknüpft, usw. Nach einer fertiggestellten Reihe trägt der Knüpfer einen oder zwei Schüsse ein, wobei er mit Hilfe zweier Stöcke die Kettfäden voneinander trennt. Mit einem schweren Metallkamm schlägt er jeden Schuss gegen die Knotenreihe. So knüpft er Knotenreihe um Knotenreihe bis zur Fertigstellung des Teppichs; der auf diese Weise entstandene Flor wird zum Schluss auf die gewünschte Höhe geschoren. 

      Der Persische Knoten 
      Nachdem die ersten Kettfäden für den Seitenstreifen freigelassen sind, wird auch dieser Knoten über zwei nebeneinanderliegende Kettfäden geknüpft. Jedoch wird hier im Gegensatz zum Türkischen Knoten nur ein Kettfaden ganz vom Knüpffaden umschlungen, während der andere nur von beiden Seiten und hinten umfasst wird. So kommen die beiden Fadenenden getrennt nach vorne, das erste zwischen dem Kettfadenpaar und das zweite zwischen dem neuen und dem vorhergehenden Knoten. Den Senneh-Knoten kann man von rechts nach links wie auch umgekehrt ausführen; deshalb wird er manchmal auch zweihändiger Knoten genannt.

      KNÜPFSTUHL 

      Es gibt zwei Grundformen von Knüpfstühlen: den von den Kaschkai, den Turkmenen und früher als Nomaden lebenden Bevölkerungsgruppen verwendeten horizontalen Knüpfstuhl und den vertikalen, der von den städtischen und sesshaften ländlichen Handwerkern benutzt wird. 
      Der horizontale Knüpfstuhl ist am einfachsten konstruiert, beim vertikalen hingegen gibt es drei verschiedene Typen: den ländlichen Knüpfstuhl, den Täbriz- Knüpfstuhl und den Rollenknüpfstuhl.


      FARBEN UND FÄRBEN 
      Die Schönheit der Farben und ihre harmonische Zusammenstellung bezaubern den Freund des persischen Teppichs. Die Iraner, Meister in der Kunst des Färbens, verstehen nicht nur leuchtende und gedämpfte Farbtöne zu erreichen, sondern wissen auch die stufenweisen Veränderungen mit einzubeziehen, denen die einzelnen Farben im Lauf der Zeit unterliegen. Das Färben wurde früher ausschließlich mit pflanzlichen oder tierischen Extrakten betrieben. Die synthetischen Farben konnten sich nur sehr langsam durchsetzen; auch heute noch trifft man übrigens in einigen Orten auf mit Naturfarben behandelte Wolle. 

      Einige Rezepte: 
      Um ein volles Blau zu erhalten, wässert man Indigo zwölf Stunden lang, zerreibt es darauf in einem Mörser zu feiner Paste, fügt Granatapfelschale und Alaun hinzu. Gut gemischt, muss das Ganze nun mit Wasser verdünnt sieden; in das heiße Farbbad gibt man die Wolle und lässt sie darin kalt werden. 
      Für Türkisblau verwendet man den Stiel der Lackmuspflanze, den man mit Urin fermentiert. 
      Für einen schönen Gelbton soll man Safran, Gelbwurzel und welke, in der Sonne getrocknete Weinblätter nehmen, das Ganze vier bis sechs Stunden sieden lassen und mit Alaun fixieren. Die zuvor gewaschene und getrocknete  Wolle soll etwa dreißig Stunden in diesem Bad bleiben. Granatapfelschale ergibt ebenso einen gelben Farbton wie auch eine Beize. Für Grün verwendet man neben der Mischung von Gelb und Blau den Kreuzdorn; das sog. »Chinagrün« basiert auf dieser Pflanze.
      Früher färbte man die gesponnene Wolle nicht im Bund. Jeder Faden wurde nach einem etwas umständlich scheinenden Verfahren in den Farbstoff getaucht, herausgenommen und im Freien getrocknet. Diese Prozedur hatte den Vorteil, den unterschiedlich dicken Fäden viele Farbabstufungen und vor allem einen natürlichen Glanz zu geben. Um das bestätigt zu finden, betrachte man aufmerksam Farbe und Glanz antiker oder alter Teppiche: der Flor ist hier lebendig, reflektiert unendlich viele Farbschattierungen und ist überhaupt nicht mit den uniformen Abstufungen der synthetisch gefärbten Wolle zu vergleichen, der man eine chemische Wäsche angedeihen lassen muss, um ihr etwas Glanz zu geben. 
      Diese Färbemethode geht bis zu den Anfängen der Teppichherstellung zurück; in nahezu allen Produktionsgebieten ist sie bis 1870 anzutreffen. Von diesem Zeitpunkt an fanden die von Ausländern eingeführten Anilinfarben mehr oder weniger zögernd Eingang. Heute verwenden sehr viele Handwerker diese Farben, die eine Vielfalt von Farbtönen aufweisen, außerdem billig, leicht zu transportieren und zu verarbeiten sind.  
      DATIERUNGEN 
      Häufig findet man Teppiche mit einer kurzen Inschrift in einer Kartusche. Es kann sich hierbei um den Namen des Auftraggebers, den des Künstlers oder der Manufaktur und das Herstellungsjahr handeln. Hat man die islamische Jahreszahl (verschieden von der iranischen) entziffert und will sie in christliche Zeit umrechnen, muss man sie um 3% vermindern und 622 hinzufügen. Das Jahr 622 ist das der Hedschra, d.h. des Aufbruchs Mohammeds von Mekka nach Medina; mit dieser Jahreszahl beginnt die mohammedanische Zeitrechnung. Mitunter kommt es vor, dass unseriöse Händler das Teppichdatum ändern lassen, was nicht schwer zu bewerkstelligen ist. Auch kopierte Teppiche tragen das Datum ihres Vorbildes. Dennoch gibt es mehrere Kriterien, die es ermöglichen, einen Teppich bis auf etwa dreißig Jahre genau zu bestimmen; es sind dies Muster, Knüpf-System, Farben und Material. Fachstudien und eine lange Praxis im Umgang mit Teppichen sind nötig, um sich die unentbehrlichen Kenntnisse für die Datierung zu erwerben.